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WENDLANDREDEN - Naturnutz & Schutz

WENDLANDREDEN - Naturnutz & Schutz

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Podcast mit Edna Heller († 2024, Naturpark), Dirk Janzen (Biosphärenreservat) und Martin Schulz (Landwirt) über Klimawandel, Mutter Natur und Vater Wirtschaft...

WENDLANDREDEN als RSS Feed: https://anchor.fm/s/e9715914/podcast/rss

Kapitel:

  • - 00:03:44 - Edna Heller vom Naturpark Wendland.Elbe
  • - 00:06:56 - Dirk Janzen vom Biosphärenreservat Niedersächsische Elbtalaue
  • - 00:12:31 - Martin Schulz von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, Landwirt aus Gusborn
  • - 00:19:47 - Herausforderungen der Besucherlenkung im Naturpark
  • - 00:25:35 - Der Wandel des Ackerbaus: Landwirtschaftliche Perspektiven im Wendland
  • - 00:33:12 - Aktuelle und zukünftige Herausforderungen durch den Klimawandel
  • - 00:40:43 - Zusammenarbeit zwischen Naturschutzbehörden und Landwirt*innen
  • - 00:46:18 - Herausforderungen der Wasserbewirtschaftung im Wendland
  • - 00:52:14 - Perspektiven für eine nachhaltige Zukunft mit viel Zusammenhalt im Wendland

 

Hinweise:

 

Links:

 

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Audio-Transkript

00:00:02 INTRO

00:00:52 WENDLANDLEBEN

Hallo zu WENDLANDREDEN, dem Podcast über Work, Life, Land und Sinn für gute Zukunft. Wir reden hier mit Menschen aus dem Wendland über Transformationsthemen, die sie konkret erleben und mitgestalten. Heute: "Naturnutz und Schutz". Das Wendland steht zum Großteil unter Naturschutz. Über ein spannendes Ehekonzept von Mutter Natur und Vater Wirtschaft. Wir nehmen diesen Podcast live vor Publikum auf während der Kulturellen Landpartie, der KLP. Das ist Norddeutschlands größtes selbstorganisiertes Kulturfestival und zieht jedes Jahr zwischen Himmelfahrt und Pfingsten um die 60.000 Leute in diese oft totgesagte, ausblutende Region ohne Autobahn-Anschluss. Wir nehmen in einem Schafstall auf. Deswegen, wenn ihr ab und zu Klatschen hört oder ein Getrappel, das liegt am Kulturprogramm draußen oder an den Mücken, die hier drin sind.

Wir haben drei hochqualifizierte Gäste, die alle was mit Natur im Wendland am Hut haben zu Gast. Zum einen haben wir Edna Heller vom Naturpark Elbhöhen Wendland, Martin Schulz, Landwirt von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, und wir haben Dirk Janzen vom Biosphärenreservat Niedersächsische Elbtalaue zu Gast. Und alle können uns Eindrücke darüber geben, was hier mit Natur im Wendland eigentlich los ist und auch mit Wirtschaft. Mein Name ist Steffen Rudnik. Ich arbeite zusammen mit Sigrun Kreuser bei WENDLANDLEBEN, einer Initiative, die beim Ankommen, Leben und Arbeiten im Landkreis Lüchow-Dannenberg begleitet und Neu-, Alt- und Bald-WendländerInnen vernetzt.

Fangen wir mit dir an, Edna. Du bist beim Naturpark. Bevor wir erfahren, was dieser Naturpark eigentlich ist, wer bist du? Wie bist du ins Wendland gekommen? Warst du mal weg? Wie? Warum Wendland für dich?

00:02:43 EDNA

Ich bin am 7.12.87 ins Wendland gekommen. Und zwar hier geboren. Ich bin hier aufgewachsen, im sogenannten Südkreis in Gledeberg auf einem alten Resthof. Mein Vater hat mit seiner Studenten-WG dort einen Hof gekauft und eine Kommune gegründet. Also diese 68er Widerstandsgeneration, die eben auch im Hüttendorf in Gorleben mit dabei war. Genau. Und dort sind wir auf einer großen Hof-Gemeinschaft aufgewachsen. Dann bin ich aber wie so viele dann doch nach dem Abi erst mal weggegangen, war dann 13 Jahre in Bremen, hab dort Freizeitwissenschaft studiert. Das ist eine Mischung zwischen Kulturevent- und Tourismusmanagement mit gerade Schwerpunkt Nachhaltigkeit, Tourismusmanagement oder einfach Management von nachhaltigen Freizeitveranstaltungen, Infrastruktur. Und habe mich dort auch gerade im Rahmen meiner Bachelorarbeit mit dem Thema "Großschutzgebiet des Tourismus" beschäftigt. Und das ist dann vielleicht der Bogen zum Naturpark.

00:03:41 WENDLANDLEBEN

Was ist denn dieser Naturpark genau?

00:03:44 EDNA

Der Naturpark ist sozusagen fast der ganze Landkreis Lüchow-Dannenberg mit noch drei Mitgliedsgemeinden Tolsterglope, Nahrendorf und Bleckede im Landkreis Lüneburg. Ich sage "fast", weil der Rest ist dann dieser schmale Streifen an der Elbe... (LACHT)

00:04:00 DIRK

Ich stehe für den Rest...

00:04:02 EDNA

Das Biosphärenreservat. Also seit über 20 Jahren haben wir ja auch das Biosphärenreservat. Vorher war es der ganze Landkreis Lüchow-Dannenberg der Naturpark. Das ist sozusagen die, wenn man so will, die niedrigste Kategorie eines Großschutzgebietes. Und wir sind eben dafür zuständig, hier die Natur zu erhalten, Landschafts-Pflegemaßnahmen durchzuführen und vor allen Dingen eben die naturnahe Freizeitinfrastruktur zu pflegen und zu ermöglichen. Sozusagen also Rad und Wanderweg, Betreuung, solche Themen.

00:04:33 WENDLANDLEBEN

Wie ist das so? Ist das herausfordernd oder ist es nicht einfach total schön, weil so viel Natur da ist und es ist doch schon alles da?

00:04:40 EDNA

Genau, das Produkt ist da auf jeden Fall. Es ist schon alles da. Aber ich glaube, die Hürde ist es halt eben, das so zu erhalten und eben die Vermittlung eben, dass wir hier alle in einem Schutzgebiet leben, so dass wir wirklich das Schutzgebiet vor der Haustür haben. Ich werde ehrlich gesagt oft gefragt und das ist tatsächlich, ich bin ja jetzt seit knapp vier Jahren schon beim Naturpark und seit anderthalb Jahren leite ich ihn, und das ist eben nach wie vor noch die Herausforderung, dass gerade die lokale Bevölkerung weiß, dass sie hier in einem Naturpark leben. Sie zu sensibilisieren, dass sie hier alle in einem Schutzgebiet leben, dass wir das Produkt pflegen müssen und es erlebbar auf der anderen Seite auch zu machen. Das heißt, das ist dann das Thema der Besucherlenkung, also die Besucher oder auch die Menschen, die sozusagen ihre Freizeit hier in der Natur im Naturpark machen, so zu lenken, dass sie die sensiblen Gebiete nicht stören.

00:05:33 WENDLANDLEBEN

Also als Mensch auch hier unter Schutz zu stehen. Klingt ja erst mal auch attraktiv für mich. Vielleicht kannst du direkt als jemand, der für den sogenannten Rest verantwortlich ist, dieses Thema gerade kurz erklären, was das ist bzw. wie du deinen Weg hier ins Schutzgebiet gefunden hast?

00:05:48 DIRK

Ja, wo fange ich an? Beim Rest? Vielleicht erst mal bei mir kurz. Ja, Dirk Jansen Ich bin noch Neuling im Wendland. Ich komme aus dem Ruhrgebiet, also auch aus einem Schmelztiegel der Kulturen, so ähnlich, wie wir es hier im Wendland dann auch wiederfinden. Insofern, so fremd fühle ich mich hier gar nicht und habe jetzt die Leitung vom Biosphärenreservat seit zwei Jahren übernommen und bin 57. Und da überlegt man sich natürlich noch mal so einen Schritt so zu machen, aus Nordrhein-Westfalen ins Niedersächsische zu kommen, aus der Großmetropole Ruhrgebiet dann ins Wendland, eine der menschenärmsten Gegenden ehemals Westdeutschlands oder auch der Bundesrepublik. Aber ich bin in einer Kleinstadt großgeworden, bei Wuppertal, und kenne das Landleben gut. Und von daher war für mich natürlich so ein Job, das ist der Traum eines jeden Biologen, Ökologen, Landschaftsplaner, ein Biosphärenreservat mal zu leiten. Es gibt nur 17 in Deutschland und wir sind eben der niedersächsische Teil des UNESCO Biosphärenreservats plus Landschaft Elbe. Und das ist natürlich eine Riesenherausforderung und auch ein riesen Segen, diesen Job bekommen zu haben.

00:06:51 WENDLANDLEBEN

Was ist das Besondere an diesem speziellen UNESCO Schutzgebiet?

00:06:56 DIRK

Ja, es gibt, ich glaube inzwischen 719 weltweit. Also es geht, sage ich mal, über die Galapagos-Inseln, über Kanarische Inseln, das Wattenmeer. Wir haben den Schwarzwald, Ich mache jetzt mal den ganz großen Bogen,"Men and biosphere", wie das das UNESCO Programm heißt, was damals initiiert wurde. Also kein Nationalpark in dem Sinne, wo die Natur ja sozusagen der Hauptschutz ist und so ein bisschen die Käseglocke draufgehalten wird, dass der Mensch sozusagen nur Beobachter ist und Besucher. "Men and the Biosphere", das UNESCO Programm, sagt eben ganz klar: Natur, ja, aber sozioökonomisch und eben wirtschaftlich die drei Komponenten zu vereinen in einem Gebiet. Also es geht um eine Kulturlandschaft und nicht um eine Naturlandschaft, die wir aber sowieso in Deutschland so nicht mehr haben.

00:07:43 WENDLANDLEBEN

Vielleicht können wir dich direkter mit ins Boot holen, Martin, du bist Landwirt. Bist du immer schon im Wendland gewesen?

00:07:50 MARTIN

Nee, geboren bin ich in Hamburg, aber wirklich nur geboren. Und dann bin ich mit dem zarten Alter von drei oder vier Jahren ins Wendland gekommen. Bin dann zwei Jahre aber in Schleswig-Holstein gewesen, hab meine Ausbildung gemacht zum Landwirt und dann seitdem wirklich hier wieder im Wendland selbstständig tätig als Landwirt. Genau.

00:08:12 WENDLANDLEBEN

Das heißt, du bist quasi jetzt der Wirtschaftsvertreter, wenn wir auf der anderen Bank den Naturbereich haben. Ich habe es angeteasert: Man hat manchmal den Eindruck, dass sich Natur und Wirtschaft irgendwie zumindest in einem bisher weitläufig gelebten Setting irgendwie gar nicht so gut vertragen. Siehst du das auch so?

00:08:31 MARTIN

Und das ist in der Praxis sicherlich so, das sollte nicht so sein, weil ich glaube, wir Landwirte müssen ein großes Interesse daran haben, dass der Verlust von Artenvielfalt gestoppt wird. Und ich glaube ferner... Aber es gibt immer eine Zusammenarbeit zwischen Naturschutz und Landwirten, wenn es um bestimmte Programme geht. Also es gibt Agrarumweltprogramme, die vom Land Niedersachsen gefördert werden, und da gibt es dann auch eine Zusammenarbeit. Aber wir machen ja nicht nur Naturschutz. Also meine Vorstellung ist ja, dass wir auf einem Teil der Fläche wirklich Naturschutz machen und diese Agrarumweltprogramme machen, aber natürlich auf einem anderen Teil unserer Flächen auch wirklich Nahrungsmittel erzeugen und diese Nahrungsmittel auch im Einklang mit der Natur natürlich erzeugen, weil wir wollen keine Schmutz- und Schutzzonen haben. Und da muss es, aus meiner Sicht muss die Zusammenarbeit einfach funktionieren. Und da dürfen wir Landwirte auch nicht sagen: 'Pass mal auf, wenn eine Ornithologin einen Brachvogel entdeckt, den dürft ihr aber jetzt nicht einzäunen'. Weil Vögel haben nicht nur die Feinde uns Landwirte mit unseren großen Maschinen, sondern mittlerweile auch Waschbären, Füchse, Marderhunde und was es alles sonst so gibt. Und aus meiner Sicht darf es kein schlechtes Gewissen oder keine Angst geben, von den ehrenamtlichen Naturschützern, die Landwirte anzusprechen und zu sagen: 'So, da ist jetzt ein Problem. So, das müssen wir jetzt gemeinsam lösen.'

00:09:47 WENDLANDLEBEN

Du hast dich ja auch irgendwie dafür entschieden, das in diesem Schutzgebiet Landwirtschaft zu betreiben. Warum?

00:09:53 MARTIN

Nein, entschieden... Ich mache das gerne, überhaupt keine Frage. Aber so einen Hof kriegt man... Also ich habe einen relativ kleinen Hof von meinen Eltern geerbt - und dann hat man schon mal seinen Standort vorbestimmt. Und der war jetzt in Quickborn direkt an der Elbe bei den Quickborner Wiesen. Und ich bin von meinem Vater total sensibilisiert worden, was Arten angeht. Mein Vater hat mir das beigebracht. Dazu hatte ich noch einen Lehrer in der Schule in Dannenberg, der uns Vogelstimmen beigebracht hat und ich hatte einfach das Talent, das aufgenommen habe und verstehen konnte oder mir das merken konnte. Ich kann viele Vögel erkennen und kann aber auch leider erkennen, dass viele Vögel nicht mehr so alltäglich zu hören sind oder es wirklich eine Seltenheit ist, dass man bestimmte Arten hört.

00:10:33 WENDLANDLEBEN

Woran liegt das, dass die nicht mehr hier zu hören sind? Vor kurzem gab es ja diese schöne Doku, wo ich mich sehr lange über den Wiedehopf gefreut habe. Da war der Originalton: Er geht überall zurück - nur im Wendland kommt er jetzt bis an Siedlungsgebiete ran. Wieso sind hier weniger Vögel? Wenn der Wiedehopf...ist der ein unangenehmer Nachbar?

00:10:51 MARTIN

Nein. Das hat mehrere Ursachen. Natürlich hat das mit der Intensivierung der Landwirtschaft zu tun. Aber das ist aus meiner Sicht ein gesamtgesellschaftliches Problem, dass man den Landwirten immer gesagt hat: 'Ihr müsst die Produktivität steigern. Ihr sollt nicht wesentlich mehr für eure Produkte kriegen und Wettbewerb und Einkommenssteigerung müsst ihr über Produktivitätssteigerungen kriegen. Und dann müsst ihr eure Kühe nicht mehr auf die Weide lassen, sondern ihr müsst 200 Kühe melken. Und die will auch keiner mehr durchs Dorf getrieben haben. Also müsst ihr sie im Stall haben. Dann müsst ihr das Grünland vernünftig früh schneiden, damit ihr möglichst viel Energie...' Das habe ich ja auch alles gelernt und so. Und die Wissenschaft hat das gepredigt, die Beratung hat das gepredigt. Und die Politik hat das auch eigentlich gut gefunden. Seit ein paar Jahren merken wir einfach, das kommt an seine Grenzen. Und jetzt gleicht man das mit Agrarumweltprogrammen aus, versucht die europäische Agrarpolitik ökologischer zu gestalten. Im Moment findet da gerade ein Weg statt durch die Bauern-Proteste. Leider.

Aber aus meiner Sicht müssen wir das System mal als Ganzes sehen. Wir haben ja nicht das Problem, dass wir zu wenig an Lebensmittel verdienen. Wir sagen immer: Lebensmittel sind viel zu billig. Aber das Hauptproblem ist, dass wir eine ungünstige Verteilung der Wertschöpfung haben. Edeka hat gerade seine Zahlen präsentiert. Die haben 78 Milliarden Gewinn gemacht in 2023, 78 Milliarden Gewinn! Da steht immer "Wir lieben Lebensmittel", also die verdienen Geld mit Lebensmittel, so der zwischengelagerte Bereich, also Schlachthöfe, Molkereien und das Weiterverweiterverarbeitende verdienen aus meiner Sicht auch relativ gut. Aber wir Landwirte haben das Problem. Wir haben eine Polypolstellung, wir sind noch 260.000 landwirtschaftliche Betriebe in Deutschland und die werden sich nicht einig werden. Die werden nicht einig, eine Marktmacht aufzubauen. Sie werden es vielleicht schaffen, eine Erzeugergemeinschaft zu gründen mit 20 Betrieben und vermarkten ein Produkt besonders. Das kann man machen. Aber das sind immer nur so Nischen. So eine Nische mache ich ja auch. Wir machen Neuland seit fast 30 Jahren und fahren mit dieser Nische ganz gut. Aber das ist nicht die Lösung für das Große und Ganze.

00:12:49 WENDLANDLEBEN

Wie nimmst du dieses Spannungsfeld Wirtschaft-Natur wahr, Dirk?

00:12:53 DIRK

Ja, Landwirte sind für uns natürlich die größten Kooperationspartner. Einfach wegen der Fläche auch im Elbvorland usw. mit der Schwierigkeit des Dioxins. Wo ich in die Gegend kam und sah: 'Mensch, wunderbar riesen Wiesenflächen. Selbstvermarktung. Hier kann man richtig was machen!' und hatte mich gewundert, dass ich keine Kühe sah. Bis ich dann eben mitkriegte, dass das teilweise im Elbvorland mit Dioxin Probleme gibt und und und. Von daher ist Landwirtschaft, überhaupt die Wirtschaft, es ist ja jetzt nicht so ein wirtschaftsstarker Raum, die beiden Kreise Lüchow-Dannenberg und Lüneburg ist natürlich ein wichtiger Partner und die paar Wirtschaftsbetriebe, die wir hier haben, versuchen wir natürlich auch im Rahmen des Biosphärenreservats-Programms, gerade wenn sie nachhaltig wirtschaften, zu fördern und zu unterstützen. Das ist nicht immer möglich, auch wenn es um Betriebserweiterung geht. Das ist immer schwierig. Dann wird wieder Fläche gesucht im so genannten C-Gebiet, das eine unserer am intensivsten geschützten Zonen. Da muss man immer abwägen: Na also, was ist jetzt wichtiger? Ist da jetzt letztendlich klar: Das Überleben des Landwirts oder des Wirtschaftsbetriebs hat natürlich in irgendeiner Form immer Vorrang. Aber da gibt es natürlich auch immer Möglichkeiten, das auszugleichen etc.

00:14:04 WENDLANDLEBEN

Das ist witzig, dass du das sagst, dass der Landwirt oder der wirtschaftliche Betrieb immer Vorrang hat. In der öffentlichen Wahrnehmung klingt das ja oft irgendwie komplett andersrum.

00:14:12 DIRK

Ja, das ist immer das, weil wir ja auch Untere Naturschutzbehörde sind. Wir sind nicht nur unter dem Dach der großen UNESCO, wo wir, sage ich mal freidenkend, die Menschenrechte, Friedensorganisation und eben Ressourcenschutz betreiben, sondern wir haben hier eben auch die behördliche Aufgabe der Unteren Naturschutzbehörde und dadurch sind wir halt oft eben auch an einer Stelle irgendwo wirksam, wo es vielen nicht passt und dann, sobald es um Genehmigungen geht, Hof-Erweiterung sage ich jetzt mal, wenn es im C-Gebiet geht um Nutzung, Deicherhöhung und und Hochwasserschutzmaßnahmen. Und sobald dann eben die Gebiete betroffen sind in der Zuständigkeit des Gebiets C, im Sinn dieser hochgeschützten Bereiche, dann werden wir eben als Behörde wirksam. Und das passt natürlich vielen nicht. Aber das sind nun mal unsere Gesetze. Und ich musste mich auch erst mal dran gewöhnen. Im Wendland wurde ich dann oft angesprochen: 'Ja, ja, das macht alles sein EU-Recht, nationales Recht. Aber wir sind hier im Wendland, wir haben unsere eigenen Gesetze!' Und das hat einen gewissen Charme, aber birgt natürlich auch eine gewisse Komplexität und Schwierigkeiten, die damit verbunden sind, wenn man mit solchen Kollegen dann versucht, ins Gespräch zu kommen.

00:15:20 WENDLANDLEBEN

Was ist dein Lieblings "Wendland-Gesetz"?

00:15:24 DIRK

Also das Lieblings "Wendland-Gesetz" ganz kurz, das heißt einfach 'Das war schon immer so, das soll eigentlich auch alles so bleiben, wie es ist'. Und Veränderung, wenn, dann nur in die eine Richtung, die dann derjenige dann so meint, es meinen zu müssen. Also dieser Satz "es war schon immer so" oder auch geht in dieselbe Richtung "Seit dem Mittelalter arbeiten wir so", ist natürlich in vielen Bereichen dann schwierig. Wir haben ja auch die Aufgabe als Biosphärenreservat Modellregion, das heißt visionär zu arbeiten, eine Region mit zu entwickeln, mit den Menschen natürlich zusammen. Und wenn es dann heißt "Es war schon immer so", ist die Entwicklung natürlich in irgendeiner Form immer etwas gebremst.

00:16:00 WENDLANDLEBEN

Was ist denn deine persönliche Lieblingsvision quasi dann dafür im Gegensatz?

00:16:07 DIRK

Ja, ich meine, es ist ja ein buntes Volk hier. Ja, also wenn man ja reinkommt, ich hab ja erst mal die Spitze des Eisbergs gesehen, erst mal die Offiziellen alle kennengelernt. Wir leben jetzt in Gorleben, haben Häuschen da, was wir gerade umbauen und so weiter. Man kommt mit den Leuten ins Gespräch, Nachbarn. Also es ist ja ein bunter Mix hier. Also wir haben ja jetzt hier Kulturelle Landpartie, das sind alle, die jetzt gerade hier aktiv sind. Dann haben wir die ur eingesessenen Landwirte seit Generationen hier verwurzelt, die dann oft auch in den Deichverbänden, Boden/Wasserverbänden usw. mit organisiert sind. Dann haben wir die, die am Wochenende zuerst hier waren aus den großen Metropolen Berlin, Hamburg, Hannover, die dann irgendwann alt werden und dann hierbleiben und ihr Wochenendhaus als Dauerwohnsitz umgestalten. Und dann eben so Leute wie ich selber, die aufgrund des Jobs, die natürlich hier nicht gerade breit gesät sind, aber die gibt es eben auch, dann hierhinkommen und eine ganz neue Gruppe sind im Prinzip die, die durch das schnelle Internet einfach kommen. Also bei uns in der Siedlung wohnen... einer der arbeitet in Berlin, ja, der ist vier Tage zu Hause, arbeitet im Homeoffice und einen Tag fährt er nach Berlin. Also das ist so ein Konglomerat an Menschen und ja, Lebensentwürfen, die da zusammenkommen, was die Sache natürlich auch wieder spannend macht.

Also was den Gedanken der UNESCO angeht, sag ich mal, Vielfältigkeit usw. Wenn wir hier, wenn du jetzt sagst, wie komme ich in die Zukunft, das ist eben dieser Schmelztiegel, wenn wir es schaffen, da nach vorne zu gehen, also gemeinsam diese Region eben lebenswert, ressourcenschutzmäßig usw. naturmäßig zu erhalten und zu entwickeln. Also erhalten ist immer so eine Sache beim Klimawandel oder überhaupt in der Natur. Wir erhalten ja nichts, also wir können es begleiten und nach bestem Wissen und Gewissen versuchen zu entwickeln. Und in vielen Dingen gucken wir einfach in die Glaskugel und wissen es nicht. Und diesen Raum für dieses "Wir wissen es nicht" muss man der Natur eben auch geben. Das heißt, es muss eben auch Flächen geben, die sich selbst überlassen werden. Wo wir einfach mal beobachten, wie wird es da geregelt von Mutter Natur? Weil die Vorgänge einfach doch sehr komplex sind und auch unter Ökologen und Fachleuten viele Sachen einfach nicht bis zum Ende gedacht werden können.

00:18:07 WENDLANDLEBEN

Viele dieser Flächen oder der offensichtlichen Natur, die ja wahrnehmbar ist, die gibt es ja in anderen Räumen in der Art eigentlich nicht und zieht ja viele Leute letztlich auch einfach hierhin, die - wir haben gerade eben schon drüber geredet -aAnscheinend haben 40 % der deutschen Bevölkerung noch nie die Milchstraße gesehen. Das ist hier völlig "langweiliger" Standard im Prinzip abends. Edna, wie viele Leute kommen hierher oder was gibt es sonst als Pull-Faktoren letztlich in Bezug auf diese Natur, die die Leute sagen 'Boah, jetzt fahr ich mal ins Wendland. Das ist eine Urlaubssituation für mich'?

00:18:39 EDNA

Genau. Wenn man jetzt von Zahlen redet, sind wir rund bei statistischen Übernachtungen von 270.000 im Jahr. Das sind aber die statistischen. Das sind deutlich mehr, weil wir eben eine Urlaubsregion sind, die vor allen Dingen von kleineren PrivatvermieterInnen lebt und weniger von den klassischen Hotels. In der Statistik zählst du ja die Betten ab neun Zimmern. Das heißt, wir können hier schon von über 300.000 Übernachtungen auf jeden Fall ausgehen. Wir sind nach wie vor eine Nischendestination. Das wollen wir aber auch bleiben, weil genau das ist das Produkt eben, wie du sagst, es ist eben die Vielfalt an Natur. Wir haben ja dann doch, wenn man es mal mit anderen Regionen vergleicht, auf doch relativ kleinem Raum unterschiedlichste Landschaftst ypen, die eben dann anhand der kurzen Wege gut erreichbar sind. Wir haben die Göhrde, wir haben die Nemitzer Heide, dann haben wir als Kulturlandschaft die Rundlingslandschaft. Das sind einfach vielfältige Räume, die sich eben ja zu erleben lohnen. Deswegen kommen die Menschen her und vor allem dann wiederum das entschleunigt eben dieses Mal durchzuatmen. Einfach nur in der Natur, ohne viel Input von außen. 'Noch mehr hier in Freizeitpark, da noch was nehmen'.

Zum Beispiel Süd-Schwarzwald zum Beispiel ist ja auch ein Naturpark und auch ein Biosphärenreservat tatsächlich innen drin, aber trotzdem touristisch ganz anders aufgestellt und einfach viel mehr. Ich sage jetzt schon auch so Eventisierung, also Natur-Erleben mit diesem Thema eben. Und das haben wir hier gar nicht. Wir haben natürlich Attraktion, aber das ist immer noch auf einem unteren Level und das wollen wir auch erhalten. So, es muss natürlich schon noch Sachen geben, die noch mehr Menschen ziehen, weil da kommen wir dann auch zu dem Thema Wirtschaft. Also die Tourismuswirtschaft ist hier durchaus - wir sitzen hier gerade auf der KLP - das ist der wichtigste Wirtschaftsfaktor im touristischen Bereich.

00:20:29 WENDLANDLEBEN

Wie viele Übernachtungen im Schnitt von den 300.000 sind da?

00:20:34 EDNA

Das ist das Hauptgeschäft aller... Ich kann dir keine Zahl nennen, aber du kriegst kein Zimmer mehr hier zu dieser Zeit. So, das ist ganz klar. Und du brauchst im März hier nicht mehr anfragen und sagen, du willst für die KLP ein Zimmer haben. Viele Menschen buchen schon ein Jahr im Voraus. Die haben dann ihre Stammunterkunft, wo sie jedes Jahr herkommen. Und das darf man nicht vergessen, dass das für uns, auch für die Region eine enorme Wertschöpfungskette hat.

00:21:02 WENDLANDLEBEN

Touristen haben für mich per se immer erst mal einen negativen Ruf. Schön, dass ihr da seid. (LACHT) Es kommt ja auch im Rahmen der Kulturellen Landpartie immer wieder auch zu Konflikten. Hört man immer wieder zwischen Alteingesessenen und Touristen. Menschen denken, das ist jetzt hier alles ein riesiges Museum. Man macht Türen zu Schlafzimmern auf, weil es total spannend ist, so Eingeborene in der Natur erleben zu können. Da gab es schöne Anekdoten hier schon dieses Jahr. Wie erlebst du das, Martin?

00:21:32 MARTIN

Ich wohne ein bisschen ab vom Hotspot der Kulturellen Landpartie. In Quickborn haben wir jetzt seit letztem Jahr einen Wunderpunkt. Das ist die Hirtenkate in Wulfsahl, die liegt auch 3 km vom Dorf selber, gehört auch zu Quickborn, aber ist ja ein bisschen weg und direkt an der Bundesstraße 191. Das heißt, den Verkehr merkt man gar nicht erst. Der ist viel schlimmer, wenn die Leute, die zur Ostsee mit den Wohnwagen fahren und wir kommen nicht über die Straße rüber. Also diesen Fahrradtourismus erlebe ich jetzt in Quickborn gar nicht so, aber ich freue mich total, dass das mal so erfolgreich entstanden ist 1989 Die ersten Wunderpunkte hier. Die Leute, die das mal initiiert haben, die habe ich natürlich in der Zeit kennengelernt, wo ich jetzt ehrenamtlich arbeite. Finde ich total spannend, wie sich das entwickelt hat und welche individuellen Ideen man haben kann, die erfolgreich sind. Mich freut das total, dass das immer noch wieder ein Stück weit auch ein Selbstläufer ist.

00:22:22 WENDLANDLEBEN

Dass man muss ja auch dazu sagen, dieser krasse Verkehr, der durch die KP entsteht, hat sich bei mir persönlich so geäußert, dass ich einfach beim Linksabbiegen kurz vor Lüchow aber wirklich mehrere Sekunden warten musste, bevor ich abbiegen konnte. Also das steht nicht im Verhältnis zu irgendwas, was Leute in der Stadt an Stau oder Verkehr wahrnehmen.

00:22:42 MARTIN

Aber was ich halt total positiv finde, man hat ja immer diese Zukunftsaussichten. Die letzten 20 Jahren hat man uns im Wendland das. Man hat gesagt 'Ihr seid jetzt 48.000 Leute oder was. Und im Jahre 2030 seid ihr noch 42.000 Leute und kurz danach seid ihr dann unter 40.000 Leute und eure Häuser werden verfallen, weil da keiner mehr wohnen will, weil ihr am Arsch der Heide wohnt.' Und das ist nicht so eingetreten Und das freut mich total, dass das nicht so eingetreten ist. Kehrt sich gerade um. Man kriegt eigentlich keine Häuser mehr, jedenfalls das, was bewohnbar ist, sage ich mal, kriegt man kaum, da die Nachfrage so hoch ist. Das hat vielleicht auch mit Internet zu tun. Und dass man von hier aus besser arbeiten kann, das hat vielleicht auch was mit Corona zu tun. Aber generell finde ich es natürlich total klasse, dass wir hier auch ohne Autobahn-Anschluss, der hoffentlich auch nicht kommen wird, hier eine attraktive Region sind. Und auch junge Leute in Dörfern, die man vor 30 Jahren totgesagt hat, sind heute ganz viele junge Familien mit Kindern und sind attraktive Dörfer geworden. Das finde ich schon klasse, dass auch mal eine Entwicklung völlig anders aussehen kann, als irgendwelche Zukunftsforscher das voraussagen.

00:23:49 EDNA

Das Wendland ist eine Marke geworden, ursprünglich eben eine Widerstands Kultur, aber als ich damals angefangen habe, in Bremen zu studieren und ich erklärt habe, wo ich herkomme und ich sagte 'Ja, ich komme vom Dorf' 'wo ist das denn? 'Und da kannten zum Beispiel die wenigstens das Wendland oder wenn überhaupt noch von der Widerstandsbewegung, aber dann eben mit einem anderen Image. Und jetzt ist es wirklich so, dass wenn man Kulturelle Landpartie sagt oder man kommt aus der Region, dann heißt es wirklich 'Ach, da findet die kulturelle Landpartie statt' und und und. Also das ist wirklich ein treibender Faktor. (IM HINTERGRUND FAHREN MOTORRÄDER VORBEI)

00:24:19 WENDLANDLEBEN

Auch von Motorradfahren hochfrequentiert…

00:24:21 EDNA

Hochfrequenz Ja. Also ja, das hat durchaus einen wichtigen Faktor.

00:24:29 DIRK

Also es war auch selbst im Ruhrgebiet, wo ich sagte, 'Ich zieh ins Wendland' und dann war sofort 'Kulturelle Landpartie'. Also das ist schon ein Markenzeichen geworden, das muss man schon so sehen. Aber ich wollte noch was zu dir sagen, was du vorhin sagtest, wenn das geht, einmal dazwischen: Das ist genau das, was wichtig ist. Dein Vater hat dir die Vogelstimmen gelehrt. Ich mache jetzt noch mal den inhaltlichen Sprung, sonst vergesse ich es aber gleich. Und das zweite war der Lehrer. Und du hast aber trotzdem eben Landwirt gemacht und bist nicht Biologe geworden. Und das ist eigentlich genau sage ich mal, der Weg auch in die Zukunft, also dieses klassische über Bildung, was man ja auch immer hört "Umweltbildung - Ganz wichtig", dass das eben nicht irgendwas Exotisches ist. Das gehört einfach mit in die. So wie wir Heimatkunde früher in der Grundschule hatten und da die Bäume gelernt haben und Herbarien angelegt, da wird das Pflänzchen gepflanzt und dieses ist Wirtschaft oder ist Naturschutz. Dieses Denken, dieses sektorale, das werden wir in Zukunft gar nicht mehr haben, wir sind in einer Übergangszeit, wo es sowohl eben die einen Extreme gibt und die anderen. Aber es wird sich eben als selbstverständlich herausstellen und auch in der alltäglichen Arbeit in der Zusammenarbeit, dass ein Landwirt genauso ökologisch nachdenkt wie ein Naturschützer, der gleichzeitig denkt 'Wie kann das wirtschaftlich beim Landwirt auch ankommen?', zum Beispiel beim Landwirt oder andere Wirtschaftszweige.

Also dieses, dieses sektorale Denken, das wird verschmelzen. Und das denke ich mir, das ist ein guter Startpunkt hier im Wendland, weil eben viele Leute mit sehr vielen Visionen hier hinkommen. Zum Teil auch Luftschlösser, die gebaut werden. Aber das gehört eben dazu, die extrem auch auszuleben. Und dann eben die Alteingesessenen, die Bodenständigen,  'Das war schon immer so"-Leute. Das wird eine spannende Sache, wie wir da zusammenkommen und dann aber diese Region zukunftsfähig machen. Und deswegen fand ich das eben sehr schön, was du sagtest, also wir machen ja auch Junior-Ranger usw. von der Biosphäre aus, das sind nur Tropfen auf den heißen Stein, aber es muss eigentlich wirklich in jedem Kindergarten anfangen, das Umweltbewusstsein, die Arten zu kennen, emotional. Wir sind emotionale Wesen sein, seine natürliche Umgebung wahrzunehmen. Was man kennt, das schützt man auch - dieser alte Spruch aus den 70er, der gilt halt immer noch. Ja, da habe ich doch große Hoffnung, dass da auch in Zukunft einiges möglich sein wird.

00:26:49 WENDLANDLEBEN

Ist das Wendland in der Hinsicht tatsächlich auch schon besser aufgestellt, was die Umsetzung dieser Vision angeht als andere Region?

00:26:57 DIRK

Das kann man schlecht vergleichen. Der Wendländer an sich sagt ja immer 'Wir sind insgesamt eine Generation hinterher.' Also in allem, was hier passiert, kann man so und so sehen. Viele werden sagen 'Gott sei Dank. Bevor KI hier zuschlägt und wir gar nicht mehr wissen, sind wir es noch oder ist es KI was wir entscheidet?' Also das kann man schlecht mit anderen Regionen wirklich vergleichen, weil es eben sehr sehr sehr speziell hier ist. Also jede Region. Also wenn man den Schwarzwald jetzt hat oder das Wattenmeer schon allein in Niedersachsen der Harz, das sind ganz andere Naturräume. Ein ganz anderer Menschenschlag, der da lebt, ganz andere Grundvoraussetzungen. Das ist schon richtig, dass es hier eben diese Großschutzgebiete gibt, die eben auch die Brücke ein bisschen größer spannen und nicht klein klein, sage ich mal, in die Fläche zu sehr gehen, sondern man versucht, das ganzheitlich zu sehen. Sowohl der Naturpark als auch das Biosphärenreservat. Und das sind eben Riesenchancen, die eigentlich fast gar nicht gespielt werden. Also wo ich in die Gegend kam, ich wusste gar nicht... 'Wie ich bin jetzt schon im Biosphärenreservat?' hat man diese Eingangsschilder, die man sonst so auf den Autobahnen "UNESCO Biosphärenreservat" wo ist das?

00:28:00 WENDLANDLEBEN

Ja, ohne Autobahn kein Autobahnschild.

00:28:01 DIRK

Ja, ja, ja, okay, okay, da kam das Ruhrgebiet gerade wieder raus und da denkt man ja nur in Autobahnen. Aber selbst wenn man von Lüneburg mit der Einfallstraßen ja, man weiß es gar nicht. Und da müssen wir noch viel mehr schärfen, dass die Leute diese Wertschätzung haben, wo sie leben, weil man wird ja eben, du sagtest vorhin auch schon, ein bisschen betriebsblind die Einheimischen. 'Ja, ja, wir leben im Biosphärenreservat, ist ja okay, aber die wollen uns alle nur irgendwas beschränken'. Und dieses Wort "Reservat" ist ja auch eigentlich schon überholt. Also wir reden eigentlich von "Region". Ja, also weil das Reservat eben was mit Einsperren und Fingerzeigen das 'Du, du, das darfst du nicht!' zu tun hat und das wollen wir nicht. Ist ja genau das Gegenteil gewollt. Ja und von daher, da haben wir noch ganz viel am eigenen Bild zu schärfen und das nach vorne zu bringen. Und das eben nicht als eine Belastung oder Einengung zu sehen. Das ist eine riesen Wertschöpfung für diese Region und sowas eben gerade im Tourismusbereich, damit viel mehr nach außen zu gehen und da wirklich hier so einen Nukleus zu schaffen, wo Kultur, Natur, Wirtschaft versucht an einem Strang zu ziehen. Aber wie gesagt, wir sind ja insgesamt über eine Generation zurück. Ich werde wahrscheinlich vielleicht bis zur Rente nicht mehr ganz so miterleben, aber es ist egal. Also jede Generation muss ja irgendwo wieder ihre Leitplanken oder ihren Input dazu geben. Da sehe ich ja ganz viele Chancen.

00:29:16 WENDLANDLEBEN

Kannst du das so auf dir sitzen lassen, eine Generation zurück zu sein sein, Edna?

00:29:22 EDNA

Jein (LACHT).

00:29:23 DIRK

Also, wurde mir so gesagt... Ich nehm es auch nicht so wahr...

00:29:25 EDNA

Manchmal denke ich das in bestimmten Bereichen, da gibt es auch. Also dann doch eben gerade in den Bereichen, wenn ich mich mit den Kolleginnen bundesweit vergleiche, also mit den Naturparken, was die eben an Regional-Marke und so und Umweltbildung schon haben. Da war bisher der Naturpark ganz anders aufgestellt. So, das fehlt hier noch viel, da können wir auf jeden Fall viel mehr rausziehen. Und wir fangen jetzt gerade erst an! Auf der anderen Seite darf ich, glaube ich, sagen als diejenige.. gut, du bist auch hier aufgewachsen... Wir haben schon durch die Widerstandskultur, würde ich behaupten, eine ganz andere Identifikation mit der Region. Wenn ich das mit meinen StudentInnenfreunden irgendwie vergleiche, die auch aus anderen ländlichen, strukturschwachen Regionen, die wollten da hin nie zurück. Das war für die 'ja, ich komme irgendwo aus Mecklenburg-Vorpommern...' oder wie auch immer. Und ich war so: 'Nee, ich will zurück ins Wendland. Auf jeden Fall'. Und ich habe immer sehr stolz, gerade auch über die Castor-Demos und über die Kulturelle Landpartie und immer alle hier am Wochenende zur KLP dann rangezogen und so, also das ist glaube ich schon vielleicht jetzt noch nicht so sehr mit dem Naturraum an sich, aber mit dem, wie wir hier großgeworden sind, dass wir eben diese kleine Region waren, mit diesen Zwischenlager, also mit diesem Thema, was uns irgendwie beschäftigt hat und was uns auf der anderen Seite auch zusammengeschweißt hat, hat da schon eine enorme Identifikation gebracht.

Und ich glaube, das ist eben jetzt vielleicht, nachdem es ja sozusagen offiziell geklärt ist, erst mal mit Gorleben und Gorleben einfach nach hinten gestellt ist. Und jetzt haben wir eben das Thema "Nachhaltigkeit", "nachhaltige Regionalentwicklung", "Naturschutz" plus "Klimawandel" all diese Themen auf den Tisch und es geht genau wie du sagst, um Bildung, um BNE,  ganz klein bei den Kitas anzufangen. Wir als Naturpark haben eben Naturpark-Kitas. Also es gibt ein Projekt, da können sich Kitas als Naturpark-Kitas zertifizieren lassen. Wir haben aktuell in der Region drei Stück. Ihr macht das mit den Schulen. Das sind genauso Sachen, wo man eben Bildungsarbeit in den Kitas und in den Schulen ansetzen kann, die dann wiederum an die Eltern sozusagen abfärben. Man muss da auch ganz viel Elternarbeit leisten und aber gleichzeitig, also generell in Freizeit und Tourismus, darf auch Umweltbildung stattfinden auf jeden Fall. Also diese Aufklärung: Warum ist denn das Wendland so schön? Also? Ja, weil es eben unter Naturschutz steht. Weil wir eben viele Landschaftsschutzgebiete und Naturschutzgebiete hier haben.

Oder auch, wie du sagst, diese Emotionalität, es gibt ja den Heldbock, eben einer der höchstgeschützten Käfer hier in der Region ist und da eine Emotion. Wenn mein Kind wusste, das kommt aus der Dinozeit oder der Ursprung, dann ist das eine ganz andere Emotionalität, dann will der den auch schützen. So, ich glaube, man muss da noch viel mehr so in diese Emotionen auch reinsteigen und die Leute damit sozusagen berühren und nicht eben dieses Problem mit 'ihr seid irgendwie untere Naturschutzbehörde und immer mit erhobenem Zeigefinger', sondern mit Emotion zu begründen, warum machen wir das so? Warum ist es eben so wichtig? So, und auch das mit dem Wiedehopf zum Beispiel. Oder gerade was das Thema Artenvielfalt angeht: Man muss, glaube ich, die Begeisterung für die Arten, die wir hier haben, emotional ja berühren und dann ist das eine ganz andere Herangehensweise. Und das kannst du mit der lokalen Bevölkerung machen als auch mit den Touristen. Also das geht ineinander über, ganz klar.

00:32:44 DIRK

Hat ja auch ein bisschen was mit Werten zu tun. Das ist ja auch so ein alter Schuh. Ja, ja, die Werte. Aber das ist wirklich, man merkt das ja drumherum im Bekannten- und Freundeskreis, wie wirklich gewisse Werte, Grundwerte so einfach immer weniger wichtig werden. Ja, und ich hätte auch nie gedacht, dass ich mal Probleme hat, eine Mücke tot zu schlagen. Aber je mehr man von den Mücken weiß, wie komplex dieses Lebewesen ist und wenn man einfach mal die Lupe in seinen Augen mal etwas genau anschaut, genau, Autan wird gerade versteckt, wie komplex dieses Lebewesen ist und was irgendwo auch einen eigenen Willen hat. Es fliegt ja nicht einfach lalala durch die Gegend. Ja, es wird jetzt vielleicht ein bisschen niedlich, aber es ist wirklich so, es ist ein komplexes Lebewesen. Es gibt eine Ausstellung, wo die Mücke mal in, ich glaube eins so 100 vergrößert worden ist. Wenn man das mal sieht, wie angepasst dieses Tier an das ist, was es nun mal ausübt: Genial. Also es muss jetzt nicht jeder Angst oder Ehrfurcht vor jeder Mücke haben. Ich versuch's immer mit dem Glas aus dem Haus raus und nicht totzuschlagen. Aber, wie sich so was wandelt. Und da denke ich mir, da müssen wir viel mehr hin, dass man eben dieses Lebendige, dieses Vielfältige wertschätzt und eben dementsprechend dann, wenn man das macht, geht man mit seinem gesamten Leben, mit sich, seinen Mitmenschen und seiner Umgebung natürlich ganz anders um.

00:34:03 WENDLANDLEBEN

Wobei ich jetzt als Marketingheini behaupten würde, dass das Image der Mücke auf positiv zu polieren ist deutlich anspruchsvoller als die Schönheit des Wendlands nach außen zu tragen.

00:34:13 EDNA

Genau das ist vielleicht der Punkt. Das hat mir vorhin kurz schon, das Thema des Sternenhimmels. Das ist genau auch ein Punkt. Das ist aus touristischer Sicht ist das auch Marketing. Denn klar, wir haben hier einfach...Wer gestern Abend unterwegs war, gerade die letzten zwei Tage mit den Polarlichtern... wir haben hier wirklich noch einen super Sternenhimmel, weil wir so eine geringe Lichtverschmutzung haben. Und das ist einerseits ein touristisches Thema, was ich natürlich super ausspielen kann, um mehr Menschen zu ziehen. Aber in erster Linie ist es ein Naturschutz-Thema, weil durch die Lichtverschmutzung eben erhalten wir gerade die Insektenvielfalt. Also die meisten Insekten sind nachtaktiv und wenn sie eben geblendet sind, dann sterben sie oder ihr Lebensraum wird beeinträchtigt. Und hier geht es eben uns auch darum, genau das auch zu thematisieren. Und das kann man mit dem Sternenhimmel natürlich auch sehr gut emotional erklären. Also, als ich gelernt habe, dass Fledermäuse ganz empfindlich auf diese klassischen kleinen billigen Solar Sachen, die sich alle im Garten stellen, reagieren. Ja, das war so... das bleibt hängen. Ich hatte die nicht. Fand ich auch ehrlich gesagt immer schon nicht schön. Aber ja, aber das Wissen haben dann halt viele nicht. Und dass du halt darauf verzichten könntest, wenn du weißt, du hast Fledermäuse im Garten, weil dann verschwinden sie halt. Das sind genau diese kleinen Drehschrauben, die man versuchen muss.

00:35:35 WENDLANDLEBEN

Ich fühle mich ertappt tatsächlich so ein bisschen. Und würde jetzt aber gerne dabei natürlich ins Publikum spielen. Und noch mal vielleicht so eine Live-Abfrage, mit welchen Emotionen ihr jetzt im Wendland und der Natur hier begegnet. Es gibt dafür auch ein Mikrofon.

00:35:48 PUBLIKUM

Ähm, genau. Ich bin aus Hamburg jetzt hier. Und dann spielt hier eine sehr große Rolle für mich. Vielleicht sogar noch mehr als Kultur, weil Kultur gibt es natürlich in Hamburg auch wahnsinnig viel. Aber Natur, da muss man schon relativ weit raus, wenn man so richtig mal ins Grüne möchte. Und hier so über die Dörfer zu tingeln mit dem Fahrrad, das ist traumhaft. Also wirklich. Das Wetter ist jetzt auch super, aber macht sehr viel Spaß.

00:36:14 DIRK

Also mit dem Fahrrad auch deswegen... das ist noch mal ein ganz anderes Erleben. Genau.

00:36:18 PUBLIKUM

Ja.

00:36:20 WENDLANDLEBEN

So gesehen ist das dann tatsächlich auch gar nicht so schlimm, eine Generation manchmal hintendran zu sein, weil man ja auch bestimmte Missstände gegebenenfalls einfach auch nicht nachmachen muss. Gibt es sonst Fragen bei euch oder Erfahrungen, die ihr mit diesem Komplex Wirtschaft Natur gemacht habe? Auch positive Erfahrungen wie auch negative, die ihr teilen mögt?

00:36:39 PUBLIKUM

Ja, wir sind Neu-Wendländer. Wir haben in Woltersdorf einen Resthof gekauft und sind dabei, den zu sanieren. Der Antrieb für uns, ins Wendland zu kommen, war das positive Image, was aus der Widerstandsgeschichte in unserer Generation zumindest extrem präsent ist. Und zum anderen halt die relativ günstigen Preise, die es uns halt mit einem eher niedrigen Budget möglich machen, hier so etwas in Angriff zu nehmen. Was diese Natur und Attraktivität des Wendlands betrifft, da bin ich ein bisschen zwiegespalten, weil wir wohnen in Woltersdorf. Da ist die konventionelle Landwirtschaft wirklich sehr präsent. Man sieht also haufenweise riesen Traktoren, die wiederum von riesen Landwirtschaftsmaschinen, die nicht unbedingt Bio-Landwirtschaft betreiben. Es gibt offensichtlich große Probleme mit illegaler Bewässerung. Der Grundwasserspiegel sinkt und sinkt. Ich habe neulich den Begriff "Blaue Mafia" gehört, womit wohl die Volksbanken Raiffeisen Gruppe gemeint ist, die das ganze wohl sehr im Griff hat hier, was die Landwirtschaft anbetrifft. Insofern wir kennen uns noch nicht gut aus, wir entdecken das und sind da aber ein bisschen zwiegespalten, ob wirklich Natur hier so durchgehend attraktiv ist oder nicht. Auch ein riesen Problemfeld, was beackert gehört.

00:38:01 WENDLANDLEBEN

Vielleicht kannst du dazu direkt eine Einschätzung geben?

00:38:05 MARTIN

Zur blauen Mafia? (LACHT) Kann ich, bin ich auch Mitglied einer Genossenschaft, mit der relativ viele Leute unzufrieden sind. Das stimmt. Aber dass sie jetzt den ganzen Laden hier im Griff hat, würde ich nicht sagen. Also von den Banken, ja, die machen nur 20 % von dem, was die Kreissparkasse macht, an Kreditvergabe. Das heißt, es ist jetzt noch keine Monopolstellung, aber wir haben hier die höchste Dichte an Ökolandbau in ganz Europa. Das hat sehr viel mit dem Gorleben Widerstand zu tun, weil die Bäuerinnen und Bauern damals gesagt haben 'Okay, wir gehen hier gegen Atomkraft auf die Straße und machen aber hier irgendwie eine Landwirtschaft, die wir mal hinterfragen müssen'. Das wäre vor der Auseinandersetzung in Gorleben nie möglich gewesen. Also man wusste fünf Jahre vorher hier im Wendland, wie das nächste Wahlergebnis ausfällt. Es war immer CDU und das hat sich im Prinzip erst mit den Castortransporten Anfang Mitte der 90er Jahre dann geändert, dass wir hier andere politische Mehrheiten auch hatten. Aber trotzdem überwiegt natürlich die konventionelle Landwirtschaft hier weiter. Ich bin auch ein konventionell wirtschaftender Betrieb, aber ich werde weiterhin erst mal konventionell bleiben, aber versuche, auf Chemie weitestgehend zu verzichten. Da haben wir jetzt letztes Jahr mit angefangen. Auch da gibt es Konflikte.

Ich habe gestern Getreide gestriegelt und dann flogen da Feldlerchen auf, wo ich dann gedacht hab ' na ja, wenn ich jetzt die Feldlerche hier im Getreide hab und die hat hier irgendwo gebrütet, dann ich da mit meinem Striegel, da hat die natürlich auch keine Chance'. So, also ist es nicht nur so, wir denken immer gerne so in schwarz und weiß und ganz so ist das auch nicht. Ich meine, ich sage immer "meine Ornithologin", die ist gar kein Ornithologin und hat glaube ich auch Biologie studiert und wohnt bei mir in der Nachbarschaft. Und jedes Mal, wenn ich irgendwelche Wiesen mäh oder auch Acker und mir nicht sicher bin, sind da irgendwelche Arten, die ich gefährde. Sag ich 'Guck da noch mal hin, Du hast das bessere Auge und du bist die Chefin. Du kannst die Wiese stilllegen oder auch nicht'. Und die schimpft dann manchmal auch auf die ökologische Landwirtschaft, weil sie sagt 'Das ist auch nicht alles so toll, wenn die da so oft über die Flächen fahren'. Also hat alles immer seine Vor- und Nachteile.

Aber was die Bewässerung angeht: klar haben wir hier auch - überhaupt keine Frage - wird das ein Problem werden. Der Klimawandel. Ich merk den als Landwirt ziemlich krass. Ich habe früher gar keine Beregnung gehabt und habe jetzt auch drei Beregnungen. Und ja, das geht uns allen Bauern gleich. Wir machen das nicht gerne. Ich kriege schon wieder Panik, wenn ich hier durch die Gegend fahren sehe, dass die anderen schon beregnen und ich dann auch keinen Bock drauf habe, dann aber auch irgendwie gezwungen bin. Ich sehe, dass meine Gerste da, wo es trocken ist, da werden die Blätter schon wieder total trocken, weil sie keine Wurzeln gebildet haben, weil sie seit letztem Jahr eigentlich im Wasser standen. Nachdem wir gesät haben, hat es nur geregnet. So, und jetzt haben die keine großen Wurzeln ausgebildet und sofort, wenn das Wasser weg ist, dann haben sie auch keinen Halt. Das ist schon ein Problem. So, und da sagen die Landwirte natürlich erst mal bloß 'Ihr gefährdet uns! Wir haben hier einen totalen Wandel vollzogen in der Landwirtschaft', dass sie alle mit der Tierhaltung aufgehört haben. Oder es gibt extrem wenig Tierhaltung. Früher war es so, hier war alles Grünland, Hier war fast kein Acker, bevor jetzt der Kanal gebaut worden ist. Und es gab Pferdezucht und Rinderzucht und Schweinezucht. Auch dafür war das Wendland total bekannt. Nirgends gab es so viel Züchter in Niedersachsen wie hier im Wendland und das hat sich durch den Ackerbau, durch den Bau der Stärke-Fabrik hat sich das total geändert. Und die letzten Jahre noch mal die, die noch Tiere hatten, die meisten haben aufgehört und spezialisieren sich jetzt auf den Ackerbau und die Hauptkultur hier ist die Kartoffel. Und wenn eine Kartoffel irgendwiedrei Tage kein Wasser kriegt und vertrocknet, dann ist es vorbei. Dann lebt sie nicht weiter. Dann kann man auch danach noch mal mit Wasser kommen, die ist dann tot. So, das ist das große Problem, was die Betriebe haben und wo wir,  ja,  in den Dialog treten müssen. Mir geht das manchmal auch zur Einsicht von der ... Ich bin da auch betroffen! Also ich habe da auch meine Probleme, wenn man sagen würde, 'Okay, du darfst jetzt hier nur noch die Hälfte bewässern', hat das einen großen Einfluss auch auf meinen Betrieb.

00:41:49 DIRK

Also das ist auch, glaube ich, das Hauptproblem beim Klimawandel. Wir haben es ja die letzten drei Jahre jetzt erlebt, gerade wenn sie Fahrrad fahren. Ich merke es ja beim Auto, dass ich, wenn ich an großen Schlägen, Ackerschlägen, wo Kartoffeln oder wo auch immer was stehen, das Fenster zu machen muss und die Lüftung auf intern schalte, weil es wirklich Staubbildung ist. Also wir haben eine große Deflation hier. Die Ackerschläge sind ja zum Teil sehr groß, teilweise gibt es Tornado-Bildungen auf diesen Rohböden, was da an Humus verloren geht. Man denkt 'Na ja, das bisschen Staub, was da ist', aber was über eine längere Zeit einfach auf diesem ungeschützten Boden - und da spreche ich jetzt eben den Boden als den Träger der Landwirtschaft und allem Lebendigen an- , und da muss ich manchmal ja schon wirklich auch meinen Kopf schütteln. Das Gleiche ist, Sie werden auch an vielen Glyphosat gespritzten Flächen vorbeikommen. Klassisches Bild, wo ich in Gorleben an einem Feld vorbei fahr und ein paar von Kranichen, die mitten auf einem tot gespritzten Feld da noch zwischen rum pickten. Das war eine Wüste.

Also solche Sachen, das geht einfach nicht mehr. Und man muss eben langfristig. Das ist schwierig, weil so eine ganze Region, wie du sagst, eben jetzt auf Kartoffel umgeschaltet ist von der Bearbeitung der Böden alles richtig, aber das Klima gibt das einfach nicht mehr her! Wir brauchen mehr Humus in den Böden, um Wasser zu speichern und bei diesen nährstoffarmen Sandböden überhaupt ein Humus zu halten, überhaupt Regenwürmer eventuell mal nach oben zu bekommen, das ist schon schwierig genug. Und dann noch die Kartoffelfrucht, das passt einfach nicht mehr. Man versucht jetzt den kranken Patienten zu beatmen durch Bewässerung usw. und wir haben ja gesehen, dass die Grundwasserstände extrem niedrig waren. Das war ja wirklich gefährlich. Und wenn jetzt dieser feuchte Winter nicht gekommen wäre, es wäre dieses Jahr schwierig geworden. Ja, es gab ein Wasser-Verbot letztes Jahr im Kreis Lüchow-Dannenberg, dass man so und so viel Uhr nicht mehr seinen Garten spritzen durfte und und und. Das sind ja nur so leise Vorzeichen. Aber das ist genau das, was uns hier beherrschen wird. Und da spielt die Elbe auch als Rückgrat unserer Landschaft hier eine große Rolle hinsichtlich Hochwasserschutz. Auf der einen Seite, wenn das Hochwasser da ist, so kontrolliert abfließen zu lassen, dass die Menschen nicht gefährdet sind und auf der anderen Seite aber eben, wenn Wasser da ist, wie dieses Jahr und letztes Jahr, es lange in der Fläche zu halten, damit es nicht gefährlich wird. Das heißt dann wieder die oberen Grundwasserspeicher anzureichern, um einfach wieder einen gewissen Puffer zu haben, sowohl für die Wälder, also für den Landschaftstyp, der da eigentlich an diese Auen angepasst ist. Und das haben sie alle, zumindest die hier wohnen und regelmäßigen hinkommen, dass die Weichholzaue direkt am Ufer die Bäume absterben, ja, dass die Weide eine der regen... regern...Hilf mir ..regenerativste, ganz langsam, genau,  Baumart überhaupt, die also wirklich alles mitmacht, hatte Schwierigkeiten, sich überhaupt zu erholen. Deswegen waren wir sehr dankbar als Ökologen.

Auch wenn es für die Landwirte, genau wie du sagst, das hat immer zwei Seiten. Diese lange Überstauung, die aber keine Gefährdung in Sachen Hochwasserschutz darstellte. Und wir wunderten uns ja auch alle. Bzw. Es ist auch fast normal, wenn diese Winterhochwasser sind, dass die Wiesen, obwohl sie fast drei Monateüberstaut waren, jetzt in einer Pracht dastehen. Explosionsartig. Ich sage das das Jahr der Biomasse, was wirklich auch nötig war für diese Lebensräume und alles was daran gebunden ist, ob Vegetation oder eben auch Tierarten und eben auch für die Landwirtschaft auf der einen Seite gut war und auf der anderen Seite merkt man eben jetzt schon, wenn die Felder zu lange offen legen, der Wind drüber geht und es ist relativ trocken Wind und Trockenheit dann wirklich die Feuchtigkeit rauszieht und man dann diese Deflationsschäden hat und Humus Verarmung und das passt einfach nicht mehr. Also da muss wirklich ein völliges Umdenken stattfinden und da schließt sich der Kreis, wo dann gesagt wird, das war aber schon immer so, es ist eben nicht mehr so, das heißt, und da tun sich ganz viele schwer mit und das ist auch nicht einfach für Landwirte, Betriebe umzustrukturieren. Einmal, wie du schon sagtest, von der Viehhaltung, das war schon ein großer Schwung auf Ackerbau umzuschalten bei diesen Böden, bei diesen Grundvoraussetzungen plus jetzt der Schwere des Klimawandels. Das ist für Landwirte hier verdammt nicht einfach, wirklich zu überleben. Und deswegen sind diese Umweltmaßnahmen da, wo es möglich ist, sind natürlich Subventionen, das ist klar. Aber das ist eine Win Win Geschichte, sowohl für alles Natürliche, was hier kreucht und fleucht, als auch für den Landwirt. Dass es sich lohnt, die Flächen offen zu halten für Wiesen, Vögel zum Beispiel und und und.

Also da müssen wir sowieso einen gemeinsamen Weg gehen und wo der dann endet. So ein Weg endet eigentlich nie, das können wir jetzt einfach noch gar nicht sagen. Wir können nur versuchen, offen aufeinander zuzugehen. Das fehlt mir oft noch in diesem Raum, dass es sich sehr polarisiert und verhärtet. Und dieses ja, ich komme aus Westfalen, deswegen kenne ich das, bin auch dick dort, Dickkopf und auch noch weder vom Sternzeichen. Da kann so was dann zusammen. Ganz schlimm. Aber das müssen wir aushalten, das. Müssen wir aushalten und durchdiskutieren und dann gemeinsam diese Lösung zu finden. Das ist in Hochwasserschutz Fragen so, das ist eine landwirtschaftlich forstwirtschaftlichen Fragen, so die Kiefernwälder, die eigentlich keine Wälder sind, sondern Forsten sind. Das hat mit Ökologie in dem Sinne auch nicht viel zu tun. Es gibt keine Waldränder mehr. Das fiel mir als erstes auf. Sie haben ja immer ganz harte Nutzung: Acker-Kiefernwald, Kiefernwald-Acker, ja, diese ganzen Saumstrukturen, wo eigentlich das Leben tobt hinsichtlich Artenschutz und der ja auch Klima wirksam sind und Wasserhaltefunktionen haben. Man geht da wieder zu über. "Agroforstkulturen" sind solche Begriffe, wieder Hecken zu pflanzen, wo man jahrelang Geld gekriegt hat, die zu entfernen, um Wind zu schützen und Wasser zu schützen und eben auch Lebensraum zu bilden.

Da wird sich einiges noch tun. Also da haben wir noch ganz viel zu tun. Das ist aber eine Gemeinschaftsaufgabe. Das können wir als Biosphärenreservat, eben weil wir diese Aufgabe auch haben, Pilotregion, Modellregion zu sein, das modellhaft mal, wobei es keine neuen Modelle sind. Das sind alles alte Erfahrungen, die alle, die in der Landwirtschaft und in solchen Landschaften gelebt und überlebt haben. Alle wissen, wie man‘s machen muss. Da braucht man keine großen Forschungsvorhaben. Es muss nur Just do it.

00:47:48 PUBLIKUM

Ja, sehr spannend. Vielen Dank. Was würdest du denn empfehlen, was man anbauen sollte, wenn du sagst, du hast manchmal den Eindruck, wir sind also wir als WendländerInnen sind ein bisschen zurück. Man kann nach vorne gehen. Was würdet du empfehlen? Soja? Ackerbohne? Lupine? Was kann man anbauen, was Klimawandel resistent ist oder was auch nach vorne geht? Oder? Wir haben zum Beispiel ein kleines Stück. Wald gekauft, auch um es zu erhalten. Nicht nur, um es zu genießen.

Sondern auch wirklich, damit der Wald sich entwickeln darf und ein Zukunftswald werden darf. Welche Baumarten sind die, die den Boden ein bisschen weiter fördern, also guten Boden sich entwickeln lassen? Was siehst du da? Was Zukunft ist und was vielleicht trotzdem ganz altes Wissen auch beinhaltet?

00:48:30 DIRK

Also in Landwirtschaft will ich mich nicht einmischen, da bist du hier. Du bist Ureinwohner... (LACHT)

00:48:34 PUBLIKUM

Ja, als offene Frage.

00:48:36 DIRK

Genau und es hat natürlich auch was mit den Märkten zu tun. Also man kann ja nicht an den Märkten vorbei produzieren und es muss nur eben an die Standorte, so wie die Natur sich an den Standort anpasst, muss eben auch die Bewirtschaftung anpassen. Dagegen zu arbeiten, das haben wir jetzt schon gemacht, das bringt nichts, das ist zu teuer, gibt nur Probleme. Deswegen ist natürlich die ökologische Landwirtschaft schon da auf dem richtigen Weg mit all ihren Facetten, die dazu gehören. Beim Wald ist es was anderes. Ich bin heute noch an einem Wald vorbeigegangen, wo ich gedacht habe 'Wow. Den hättst du gern gekauft'. Also den hätte ich gerne. Und warum? Weil es einfach ein sehr strukturreicher Wald war. Es gab Nadelbäume, Nutzholz, Wald, auch Laubbäume, sowohl Eiche, Buche also, wobei die Buche hier mit der Trockenheit oft Schwierigkeiten hat. Aber in der Mischung macht's das vielleicht und  es wurde selektiv da Nadelholz rausgeholt, das sah man. Es wurde mal ein Baum rausgenommen. Die Lichtschächte, die entstanden sich selbst überlassen. Also es war ein unheimlich strukturreicher Wald mit viel Eberesche natürlich auch, was erst mal kein Nutzholz ist. Aber man muss den Wald ja als Ganzes sehen, als Ökosystem.

So ein Wald braucht sein eigenes Klima zum Beispiel. Und dass der Boden beschattet ist, um überhaupt den Waldboden als solches zu erhalten, wenn man Holz rausnimmt. Also da muss man sehr viel experimentieren. Und am besten ist gerade bei Wald Sachen: selektiv. Wenn es jetzt kein reiner Wirtschaftswald ist, wo es jetzt wirklich um Spanplatten, Holz und und und geht, sondern wie ihr, ihr habt jetzt ein Stückchen Wald. Im Prinzip beobachten. Ja. Nichtstun. Sich mal reinsetzen, Ne Stunde und einfach mal gucken. Und das jedes Jahr. Vielleicht im selben Monat, in derselben Zeit. Was hat sich wieder getan?

00:50:09 PUBLIKUM

Ja, die Ebereschen man tatsächlich im Vormarsch immer mehr. Unter anderem, ja.

00:50:12 DIRK

Also das ist. Das macht man ja dann im Nationalpark eben auch, wo man sagt 'wir lassen Natur, Natur sein'. Das sind die besten Labore. Gerade in der Kommunikation und in der Vielfältigkeit Im Forstbereich denkt man natürlich an die einzelnen Nutzholzarten Baumarten, die man nutzen kann, die wirtschaftlich sind und dementsprechend muss man da anders denken. Man stellt sich da ja auch inzwischen sehr breit auf, um einfach zu gucken, was setzt sich durch, was setzt sich nicht durch. Da ist man zum Teil auch im Landesforst ja sehr offen. Wir haben ja auch viele Kernzonen im Biosphärenreservat, das heißt Zonen, wo der Wald sich selbst überlassen wird. Ganz spannende Geschichten, wo man immer seinen Hund muss man ja sowieso anleinen, da laufen nämlich die Wölfe rum. Also ich so viele Wölfe wie hier hab ich noch nie gesehen. Aber eine ganz spannende Sache. Ja, das heißt, wenn ihr so privat Wald habt und selbst Holz nutzt, das ist richtig, das müsst ihr auch tun, um das mal zu wie auch immer. Aber viel eben beobachten und gucken, wie sich was entwickelt. Da lernt man so viel, gerade wenn man eigene Stückchen Land da hat. Aber in die Richtung geht ja auch die Forstwirtschaft, naturnahe Forstwirtschaft. Diese Kombination zu schaffen und das macht man hier ist das noch, sag ich mal auch, hinkt das noch ein bisschen hinterher. Der Landesforst macht es, aber Privatwald, der natürlich davon lebt, baut die Kiefern Monokulturen an, weil das einfach die Gelddruckmaschine im Moment noch ist.

00:51:34 PUBLIKUM

Und der Landwirt? Was würde der Landwirt gerne anbauen, wenn er frei wählen dürfte und der Kapitalismus das nicht vorschreibt?

00:51:40 MARTIN

(LACHT) Dann würde er relativ viel Leguminosen in der Fruchtfolge haben, wird ne neungliedrige Fruchtfolge haben. Getreide mit drin haben. Kartoffeln mit drin haben. Aber in der Realität ist es leider anders. In der Realität ist es auch für die - ich kenne ja die meisten Biobetriebe hier auch - und die experimentieren relativ viel rum und kommen immer wieder zum Schluss: Unsere Lebenskultur ist die Kartoffel, die brauchen die Kartoffel um... Fast der ganze Gewinn kommt aus der Kartoffel und ich habe bei mir im Betrieb vor 14 Tagen mal gerechnet, also meinem landwirtschaftlichen Betrieb, ich habe ein Biobetriebe, ich habe einen konventionellen Ackerbaubetrieb und ich habe eine Schweinehaltung für Neuland halt. Und wo verdiene ich eigentlich mein Geld und wie sicher ist das so? Also auch jetzt in Bezug auf... Ich merke den Klimawandel seit 2018 relativ stark und der Biobetrieb ist eigentlich das, wo ich am einfachsten mein Geld verdienen muss man einfach sagen, weil da kommt Geld durch staatliche Transferleistungen, die ich einplanen kann. Und mit meinem Roggenanbau habe ich minus 60 € gemacht, die letzten fünf Jahre.

Da waren gute, da waren schlechte Jahre dabei und der Getreidebau selber kann ich eigentlich meine Mitarbeiter nicht von bezahlen. Also die verdienen mehr als ich in einer Stunde damit verdiene. Und dann kommt man wieder, was sich die Kultur, die bei mir am interessantesten ist die Zuckerrüben, obwohl der Preis gar nicht so teuer ist. Also jetzt im Moment ist er gerade extrem hoch, aber die letzten Jahre war das nicht so und trotzdem die Zuckerrübe und den Mais, das sind die beiden Kulturen, die man am weitesten weiterentwickelt hat in der Züchtung, die auch immer noch Mehrerträge bringen. Beim Getreide schafft man das nicht mehr, also auch wenn man züchterisch hinkriegt, in der Realität schafft das Getreide keine Mehrerträge mehr, weil das Klima nicht mehr passt, weil der Getreidebau einfach unter der Klimaveränderung leidet. Das ist aber bei der Kartoffel auch so, also die Kartoffel leidet natürlich total unter diesen starken Temperaturen. Ab über 25 Grad stellt die Kartoffel ihr Wachstum ein. Und die Tage, in denen wir immer auf über 25 Grad haben werden mehr. Aber dann versucht man mit Wasser gegenzuhalten. Also in Teilen wird da wirklich nur eine Lebenserhaltung, also das die nicht abstirbt, bewässert in der Hoffnung, dass es irgendwann wieder ein bisschen kälter wird, dass sie weiter wachsen kann. Aber trotzdem ist sie immer noch die Kultur, die für die meisten Betriebe hier die Gewinne generiert. Und ein Öko Soja kostet teilweise auch mal Geld. Aber das muss auch alles passen.

Ja, und das ist dann halt die Realität zwischen dem, was ich machen kann und dem, was ich machen muss. Ich habe einen Kumpel, der sitzt in Hildesheim, 90 Bodenpunkte im Schnitt, 150 Hektar Eigentum, durchschnittliche Schlaggröße 20 Hektar. Er wird überall total gehypt, weil er ganz viele Leguminosen anbaut und neungliedrige Fruchtfolge... der hat dort geerbt 150 Hektar. Wenn der verpachten würde, der müsste morgens nie mehr aufstehen, so viel Geld wird er kriegen. Er macht das aber aus Überzeugung. Aber das kann man nicht kopieren auf's Wendland. Als er hier war, mich mal besucht hat, er hat gefragt 'Wie kannst du denn hier Landwirtschaft betreiben?' So, weil das ist kaum vorstellbar. Da hast du hier zwei Hektar und dann wieder Grünland und das ist doch extrem schwierig und aber damit müssen wir gerade hier an der Elbe umgehen. Dieses Jahr war für uns relativ schwierig, habe ganz viele Flächen direkt an der Elbe und ich habe noch nie erlebt, dass drei Monate das Wasser... wir hatten ja kein extremes Hochwasser. Es war ein schönes Hochwasser, total schön anzuschauen, Aber mir ist noch nie so viel Getreide abgesoffen, weil die Elbe einfach die ganze Zeit am Deich stand und das Wasser gedrückt hat. Und das sind halt immer so zusätzlich Herausforderungen, die man dann, die man dann hat. Wobei jedes kleine Loch vollgelaufen ist. Dies, ja, das muss man dazu sagen. Das sehe ich auch sehr positiv an, dass wirklich überall Wasser stand, wo jahrelang kein Wasser stand. Das ist keine Frage. Und das ist natürlich ein Problem für den Naturschutz.

Wir haben früher nasses Grünland gehabt, wenn wir die Kühe rausgetrieben haben. Wir konnten nie die ganze Weide beweiden, sondern es musste immer die nassen Ecken abgezogen werden, weil die Kühe das zu stark zertreten haben. Und das haben wir in den letzten Jahren nicht mehr gehabt. Und wir haben vor 10 Jahren angefangen, Bohlestaus, also Gräben zuzumachen. Ich darf natürlich kein Hauptgraben zumachen, aber so Zwischengräben zuzumachen, um das Wasser in der Fläche zu halten und war da relativ euphorisch, dass wir da viel erreichen. Aber dass wir jetzt da jetzt viele Vogelbrüten hatten, kann ich auch nicht sagen. Ich war da leider etwas enttäuscht. Wir macht den Schnitt-Termin nach dem 1.7. gelegt, also dass wenn Vogelbruten sind, dass die auch wirklich geschützt sind da und trotzdem ist es keine Erfolgsgeschichte.

00:56:08 DIRK

Naja, das macht jetzt auch der Biber. Also demnächst brauchst du wahrscheinlich gar nicht mehr.. das macht der Biber.

00:56:14 MARTIN

(LACHT) Meinetwegen. Ich hab da nix gegen, dann kann ich auch den Hauptgraben zumachen, aber...

00:56:17 DIRK

Aber das macht ja sowieso schon. Aber auf der anderen Seite, das dauert natürlich auch wieder, bis sich diese Population an Wiesenvögeln, nach diesen drei harten Jahren und alles, was davor war, das sehen wir auch bei den Amphibien. Wir machen ja mehrere Programme, auch bei der Biosphäre, um jetzt den Moorfrosch usw. , war ja hier im Haupt Verbreitungsgebiet völlig zusammengebrochen: 95 % der Population ist weg. Man hörte ja kaum noch Quaken, oder wenn man jetzt in die Feuchtwälder, die überall überschwemmt sind, da sieht man ja kaum ein Frosch zucken. Das braucht halt einfach. Die können zum Glück ja relativ alt werden. Das heißt, die adulten, die erwachsenen Tiere werden irgendwo überlebt haben einen Teil, aber bis sich das reproduziert und eben auch bei den Wiesenvögeln ist das noch extremer, noch empfindlicher. Man muss da einen langen Atem haben. Aber da ist genau diese Sache, dass man dann anfängt durch Bodenstau sind kleine Maßnahmen, die kann jeder Landwirt, wo es zulässt und wo er meint, dass es aus seiner Wirtschaftlichkeit her möglich ist, auch selber steuern. Aber das muss man gemeinsam machen. Wann? Du weißt jetzt genau für welche Wiesenvögel wann. Das ist ja gigantisch. Ja, das wissen eben viele Landwirte dann nicht.

Und da sind wir ja auch bei durch unsere Kollegen, die dann vor Ort sind, mit beraten usw. Auch bei den Bodenwasserverbänden versuchen wir da zusammenzuarbeiten und so wird das Wassermanagement in Zukunft eben auch laufen müssen. Hat aber auch den Vorteil, dass wir eben wieder alle zusammenarbeiten müssen. Fachwissen zusammen, der Wille muss da sein, das auch zu wollen auf Augenhöhe. Da ist diese Region eigentlich wieder prädestiniert für.

00:57:47 WENDLANDLEBEN

Zusammenhalt ist das schöne Schlusswort eigentlich, was das angeht. Wir lernen, Schwarz-Weiß-Denken beim Thema Natur und Wirtschaft gibt es vielleicht nicht und vielleicht bietet die bunte Vielfalt des Wendlands auch für Leute von außen die Möglichkeit, hierher zu kommen, zu sehen, zu lernen und letztlich sich einfach mit den hier unter Naturschutz stehenden Menschen einfach auszutauschen und zu unterhalten. Das ist hier möglich und wird gelebt. Danke, dass ihr hier wart!

Das war WENDLANDREDEN "Naturnutz und Schutz". Zu Gast waren Edna Heller, Martin Schulz und Dirk Janzen. Mehr Infos zu den Gästen und ihren Initiativen findet ihr in den Shownotes. Mehr Wissenswertes über den Landkreis Lüchow-Dannenberg. Die Links zu Natur und Tourismus gibt es auf wendlandleben.de. Dort findet ihr auch den Kontakt zu mir, bei dem ihr euch direkt sehr gerne melden könnt, wenn auch ihr im Wendland leben und arbeiten wollt.

WENDLANDREDEN ist eine Produktion von WENDLANDLEBEN als Teil der Wirtschaftsförderung Lüchow-Dannenberg. Technische Umsetzung: Simon Kamphans.

Weitere Folgen WENDLANDREDEN über Work Life Land und Alternativen findet ihr auf den gängigen Podcastplattformen.

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